Ziele der Studienreform an der FH Potsdam

Reform der Studiengänge im Zusammenhang mit den Veränderungen in der Arbeitswelt und der Hochschullandschaft

Die Veränderungen in der Arbeitswelt und in der Hochschullandschaft haben in den letzten Jahren ein Ausmaß erreicht, dass schon heute, neun Jahre nach der Gründung der Fachhochschule Potsdam teilweise erhebliche Umstrukturierungen in den Lehrangeboten erfolgten und auch noch erfolgen müssen. Dies betrifft nicht nur die Schaffung von neuen Studiengängen, wie sie an der Fachhochschule Potsdam in den letzten Jahren zunächst als Modellversuche eingerichtet wurden, sondern auch Veränderungen in den bestehenden. Je nach den fachlichen Gegebenheiten ergeben sich folgende allgemeine Ziele:

Schwerpunktbildung

Die Entwicklung von Professionen ist widersprüchlich: auf der einen Seite vertiefen sich Wissensgebiete, auf der anderen Seite lösen sich klare Berufsbilder auf. Nicht alle Absolventinnen und Absolventen werden im Kerngebiet der Profession tätig, viele gehen in Nachbarprofessionen oder in andere Berufe. Der gleichzeitigen Ausweitung und Spezialisierung von professionellen Qualifikationen kann ein Studiengang nur dadurch entsprechen, dass er in den Bereichen, in denen die fachlichen Profile der Lehrenden besonders ausgeprägt sind, Schwerpunktsetzungen vornimmt und das Lehrangebot konzentriert. So soll in Kürze eine Schwerpunktbildung im Hauptstudium des Studiengangs Sozialarbeit/Sozialpädagogik erfolgen; die drei Studiengänge des Fachbereichs Archiv, Bibliothek und Dokumentation werden im Sinne eines informationswissenschaftlichen Harmonisierungskonzepts zu einem Studiengang integriert, da die neuen Informationstechnologien die traditionellen Berufsfelder in den letzten Jahren sehr stark verändert und miteinander verwoben haben. Die Geschichts— und Hilfswissenschaften werden dabei auf ein Mindestmaß reduziert und nur noch als Spezialisierung angeboten.

Durchlässigkeit

Gleichzeitig müssen die Studiengänge den Studierenden aber auch ein breites Spektrum für die Gestaltung der eigenen Qualifikation anbieten, um ihnen angesichts des raschen Wandels der Berufsbilder die Erschließung eines zu ihren jeweiligen persönlichen Kompetenzen passenden Arbeitsfeldes zu ermöglichen. Die Fachhochschule Potsdam strebt bis 2001 eine Modularisierung der Studienangebote und der zugehörigen Prüfungen innerhalb der bestehenden Studiengänge an, um die Studienmöglichkeiten durchlässiger zu machen und eine individuelle Kombination und Integration von unterschiedlichen, sich inhaltlich sinnvoll ergänzenden Studieninhalten durch die Studierenden zu ermöglichen. Diese Modularisierung von Studienangeboten soll dort, wo dies bisher noch nicht erfolgt ist, einerseits durch Um— und Neustrukturierung der Studieninhalte in den einzelnen Studiengängen, andererseits durch Kombinationen von Studieninhalten aus unterschiedlichen Studiengängen innerhalb und — im Rahmen von Kooperationsvereinbarungen — auch außerhalb der Fachhochschule Potsdam, wie dies bereits in zwei Studiengängen der Fall ist, erfolgen. Durch den Ausbau der Kooperation mit anderen Hochschulen werden Wege gesucht, das Fächerspektrum der Fachhochschule Potsdam zu erweitern und den Studierenden ein stärker auf Ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten sowie auf die Vielfalt der Einstiegsmöglichkeiten in den Beruf zugeschnittenes Qualifikationsprofil zu ermöglichen.

Neue Qualifikationsbilder

Die Entwicklung neuer Berufe und Berufsbilder, insbesondere durch den raschen Fortschritt bei den neuen Medien, macht eine Anpassung des traditionellen Professionsspektrums an diese neuen Sachverhalte nötig. Die Fachhochschule Potsdam hat bisher erfolgreich auf diese Entwicklungen durch die Schaffung neuer Studiengänge (Kulturarbeit, Europäische Medienwissenschaft) reagiert und wird dies auch in Zukunft weiterführen. Ziel ist es, nach erfolgreicher Beendigung der Pilotphase, die Fortsetzung neu entwickelter Studiengänge durch Mittel, die den Haushalt der FHP ergänzen, zu erreichen, wie dies bereits beim Studiengang Kulturarbeit erfolgreich gelang.

Soft Skills

Es besteht sowohl bei Berufspraktikern als auch bei Berufsforschern darüber Einigkeit, dass "soft skills" zunehmend für den Berufseinstieg und den beruflichen Erfolg bedeutsam werden. Aufgabe der Hochschule wird es daher sein, zunehmend Wert zu legen auf die Vermittlung dieser Kompetenzen: Teamfähigkeit, Verhandlungsfähigkeit, Zeit— und Wissensmanagement die Fähigkeit, sich in Organisationen und im Markt bewegen zu können. Die Fachbereiche arbeiten daran, die Vermittlung solcher Qualifikationen stärker zu forcieren; dies geschieht durch eine stärkere Betonung des selbstgesteuerten Lernens (wie etwa in Werkstätten und Projekten) und der dabei nötigen Betreuungsformen wie Coaching oder Mentorensysteme. Gleichzeitig baut die Hochschule ihr bereits bestehendes fachübergreifendes Ausbildungsprogramm zur Vorbereitung von Existenz­gründungen aus.

Lebenslanges Lernen

Eine einmal erworbene Hochschulqualifikation ist nicht mehr ausreichend für ein ganzes Berufsleben. Aufbaustudiengänge zur Vertiefung oder zur Ergänzung einer bereits erworbenen akademischen Qualifikation nehmen in den Professionen an Bedeutung zu. Die Fachhochschule Potsdam wendet sich daher verstärkt der Weiterbildung und den Aufbaustudiengängen zu, die das Brandenburgische Hochschulgesetz ausdrücklich vorsieht. Sowohl im Weiterbildungsbereich, wie auch im Bereich der Aufbaustudiengänge sind zunehmende Aktivitäten zu erwarten. So wird der Fachbereich Design in Ergänzung zu den Studiengängen Kommunikations— und Produktdesign in Kürze ein eigenständiges, englischsprachiges, kostenpflichtiges, 4—semestriges Präsenz—Masterstudium einführen. Weitere Masterstudiengänge werden in den Fachbereichen Sozialwesen, Architektur und Städtebau, Bauingenieurwesen und Archiv, Bibliothek, Dokumentation geplant und bis zum Jahre 2003 beantragt werden. Die Fachhochschule Potsdam entwickelt über die bestehenden Weiterbildungsangebote für Hochschulabsolventinnen und —absolventen hinaus auch solche Angebote an, die unmittelbar auf die Bedürfnisse von Institutionen, Ämtern, Ministerien und Berufsverbänden zugeschnitten sind. Sie wird dabei auch zunehmend die Kooperation mit anderen Bildungsträgern suchen.

eLearning: ICT—gestützte Lehr— und Lernformen

(ICT=Information and Communication Technology. Gemeint ist hier eine netzgestützte, interaktive Lernumgebung ) Die Fachhochschule Potsdam sieht die Möglichkeit des Ausbaus von neuen, betreuungsintensiven Lernformen, die der Förderung von "soft skills" dienen sowie des Ausbaus von Weiterbildung und Aufbaustudiengängen nur dann als gegeben an, wenn in der Lehre eine Entlastung von "Standardaufgaben" erfolgt. Eine Möglichkeit für eine solche Entlastung ist durch die stärkere Einbeziehung von neuen Medien in der Lehre gegeben, insbesondere durch den Einsatz von Online—Lernen. Der Fachbereich ABD baut derzeit durch die Einrichtung einer "virtuellen Lehr—Plattform" intensiv seine diesbezügliche technische und methodische Kompetenz aus, die Studiengänge Sozialarbeit/Sozialpädagogik, Bauingenieurwesen und Kulturarbeit haben mit der Entwicklung von ersten Lehrmodulen begonnen. Die Entwicklung der Online—Lehre ist zeit— und kostenintensiv, die Fachhochschule Potsdam bemüht sich daher für diese Aufgaben um eine externe Finanzierung. Der Bereich des Online—Lernens soll in Zukunft ein besonderer Schwerpunkt sein, für den die Fachhochschule Potsdam durch die Fachbereiche ABD (technische Infrastruktur, Wissensmanagement), Design (Gestaltung von Lernschnittstellen) und Sozialwesen (pädagogisch—didaktische Kompetenz) besonders prädestiniert ist. Gleichzeitig kooperiert die Fachhochschule Potsdam in diesem Bereich mit anderen Hochschulen und mit hochschuldidaktischen Zentren. Eine Weiterentwicklung des Online—Lernens in Kooperation mit anderen Institutionen hat in Zukunft für die Fachhochschule Potsdam eine hohe Priorität. Ab dem Jahre 2002 sollen mehrere Lehrangebote als Online—Angebote regelmäßig angeboten und diesbezügliche Kooperationen mit anderen Hochschulen ausgebaut werden.

Internationalisierung

Internationalisierung ist für die Fachhochschule Potsdam in doppelter Hinsicht ein grundsätzliches Ziel: Zum einen verstärkt die Fachhochschule Potsdam ihre Internationalisierung, um die Studierenden auf einen internationaler werdenden Arbeitsmarkt vorzubereiten. Dazu gehören u.a. die Einführung der international üblichen Hochschulabschlüsse Bachelor und Master, die Verstärkung der Bemühungen um internationalen Austausch sowie die Internationalisierung des Lehrangebots insbesondere durch eine Erhöhung des Anteils an englischsprachigen Lehrangeboten.. Die Bereitschaft und die Fähigkeit zur Lehre in zwei Sprachen wird an der Fachhochschule Potsdam in Zukunft eine Berufungsvoraussetzung sein. Die Fachhochschule hat die Absicht, das Lehrangebot für Fremdsprachen zu verstärken und ein fachbezogenes Fremdsprachenangebot aufzubauen. Die Anfertigung der Diplom—, Bachelor— und Masterarbeiten ist in der Regel auch in englischer Sprache möglich. Das erste konsekutive Studiengangmodell mit Bachelor— und Masterabschluss soll im Jahre 2001 beginnen (Kommunikations— und Produktdesign). Zum anderen strebt die Hochschule eine Erhöhung des Anteils ausländischer Studierender an. Dazu werden die Kooperationen mit ausländischen Hochschulen verstärkt. Die Öffentlichkeitsarbeit der Fachhochschule Potsdam bemüht sich um mehr Publizität der Studiengänge im Ausland. Dazu sollen Programme erarbeitet und umgesetzt werden, die ausländische Studierende durch für sie besonders zugeschnittene Studienangebote ansprechen.

Evaluation der Lehre

Die Verbesserung der Qualität von Lehre, Forschung und Entwicklung, Transfer, Weiterbildung und Verwaltung ist ein Ziel der Fachhochschule Potsdam, das mit hoher Priorität betrieben wird. Die Evaluation ist ein geeignetes Mittel, diesem Ziel näher zu kommen. Ausserdem ist die Evaluation der Lehre als Pflichtaufgabe aller Hochschulen im Brandenburgischen Hochschulgesetz verankert. Die Fachhochschule Potsdam ist die erste Brandenburgische Hochschule, die flächendeckend alle Studiengänge evaluiert. Die Evaluation wird finanziell durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburgs unterstützt. Die Evaluation wird durch die Zentrale Evaluations— und Akkreditierungsagentur Hannover (ZEvA) durchgeführt und umfasst die drei Stufen Abgeschlossen ist die Evaluation der Studiengänge des Design (Kommunikations— und Produktdesign). Der Selbstreport des Fachbereichs Design und die Gutachten der externen Gutachter liegen vor, der Fachbereich arbeitet derzeit an seiner Stellungnahme zu den Gutachten. Die Selbstreports der Studiengänge "Architektur und Städtebau", "Restaurierung" und "Kulturarbeit" liegen vor, die vor—Ort—Besuche der Gutachter haben vor kurzem stattgefunden. Die Gutachten sind in den nächsten Wochen zu erwarten. Die Selbstreports der Fachbereiche Sozialwesen, Bauingenieurwesen und Informationswissenschaften werden derzeit abgeschlossen, die Besuche der Gutachter werden im April stattfinden. Als weitere Ergebnisse der Evaluation der Lehre werden Maßnahmen—Papiere der Fachbereiche zur Umsetzung der aus der Evaluation gewonnenen Erkenntnisse Ende dieses Jahres vorliegen. Die Ergebnisse der Evaluation sind nach dem Brandenburgischen Hochschulgesetz (BbgHG) für die Dekane (§ 73 Abs. 3 BbgHG) und für die Hochschulleitung (§ 65 Abs1. Ziffer 5 BbgHG ) ein entscheidendes Informationsmittel zur Feststellung der eigenen Leistungen und zugleich ein Steuerungskriterium für den weiteren Ausbau der Hochschule.